Galerie
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white \splace
Präsentationsplattform
für Studierende
Die Präsentationsplattform gibt ausgewählten jungen KünstlerInnen, die an der Kunstuniversität Linz studieren, den Raum, über alle geographischen und zeitlichen Grenzen hinweg sichtbar zu werden. Die Kunstprojekte geben einen repräsentativen Einblick in die unterschiedlichen Studienbereiche, das Ausbildungsniveau und das künstlerische Potential an der Kunstuniversität Linz.
Alle Projekte stehen im Zusammenhang mit den jeweiligen Themen und zeigen junge Menschen, die in ihrem Medium einen individuellen Aspekt der jeweiligen Phänomene ausdrücken. Der zeitlose Rahmen macht aus white \splace eine Dauerausstellung, die jederzeit und allerorten abrufbar bleibt und Zeitgenossenschaft multimedial verortet.
Elisabeth Eiter
emotional landscapes
emotional landscapes versucht, faszinierende, berührende und zugleich flüchtige Momente festzuhalten. Gletschereis aus dem Pitztal wird mit Gips abgeformt und in Linz geschmolzen. Durch die chemische Reaktion mit Wasser erhitzt sich der Gips – das Eis berührt die Gipsoberfläche nur kurz. In dem Moment, wo der Gips bindet, entsteht und vergeht der Kontakt zwischen den zwei Materialien, dessen Aggregatszustände sich umkehren. Die Gipsform wird fest und heiß, der Eisbrocken verflüssigt sich. Es bleibt die Erinnerung in der leeren Negativform, freie skulpturale Zeichnungen von etwas für immer Verschwundenem und gleichzeitig für immer Bleibendem.
*1985 in Zams (AT), Plastische Konzeptionen / Keramik
Simone Einfalt
Die Zeit sitzt.
Die Videoperformance Die Zeit sitzt. zeigt die Künstlerin im Monolog an ein unsichtbares Gegenüber gerichtet, der dissoziativ und interagierend dahinfließt. Alles ist ruhig, der Gasthof ist leer. Er verhält sich wie eine mit Vakuum gefüllte Blase, in der ein einzelnes Individuum nur durch das verbalisierte Denken nicht zu existieren nachlässt. Es ist demnach ein geschützter Raum, ein „safe space“, in dem die Zeit tatsächlich keine große Bedeutung hat. Das Warten beschäftigt sich mit der Auseinandersetzung einer anwesenden Abwesenheit. Es ist gerichtet – auf etwas. Man wünsche sich etwas herbei oder fürchte sich vor dessen Ankunft. Das Ich leert sich im Warten und bezieht sich zur Gänze auf die Zukunft, die aber noch nicht ist. Es ist ebenso Fremdbestimmtheit: Das Erwartete kann von mir nicht selbst mit sofortiger Wirkung herbeigeführt werden. Nun bleibt die Frage, ob sich diese Handlung des Wartens in Langeweile, Gleichgültigkeit oder meditatives Ausharren – wie ein Bär, der den Winter über ruht – verwandelt. Die Videoarbeit zeigt Perspektiven eines Selbst, die durch unterschiedliche Kameraeinstellungen in unterschiedlicher Qualität auf eine jeweils andersartige Rezeption der Betrachtenden hinweist. Sie soll die rezipierende Person in eine Trance gleich einer Hypnose versetzen. Der Text ist fortlaufend – zusammenhängend, ohne Unterbrechungen. Das Ziel ist klar: Werde dir bewusst, wie du wartest.
*1990 in Zwettl am Kamp (AT), Plastische Konzeptionen / Keramik
Sylvia Berndorfer
Dunkelkammer
Roland Barthes schreibt in seinem Buch Die helle Kammer über unsere Erinnerung, das Vergessen und die Symbiose zwischen Fotografie und Malerei. „Eine Fotografie ist nur ein Fragment, dessen Vertäuung[sic] mit der Realität sich im Laufe der Zeit löst. Es triftet in eine gedämpft abstrakte Vergangenheit, in der es jede mögliche Interpretation (….) erlaubt.“ (Susan Sontag). Das sind sowohl die Inhalte als auch die Gründe, die in der Arbeit Dunkelkammer untersucht werden.
*1972 in Grieskirchen (AT), Malerei & Grafik
Aimilia Liontou
Infinity Cube
Infinite Cube funktioniert als eine „magische Box“, die mit den Grenzen einer echten und imaginären Welt, aber auch mit der Wahrnehmung von Raum und Größen – groß und klein – spielt. Die Lichtreflektion im Spiegel erzeugt für die BetrachterInnen die Illusion, dass sich hinter dem Plexiglas weiter Raum befindet. Dieser neue, unwirkliche Raum ohne offensichtliche Grenzen steht im Widerspruch zum normal-geometrischen Raum der Realität, besonders zu den realen Dimensionen der Box.
*1991 in Athen (GR), Zeitbasierte Medien
Angelika Wonisch
Tabula Rasa
Tabula Rasa ist ein sehr persönliches Projekt, das Einblicke in eine verwirrte und gleichzeitig großartige Freundschaft zur Verfügung stellt: Seit geraumer Zeit schreiben wir uns Briefe. Wir haben schon viel durchgemacht. Sie: „Lass uns Tabula Rasa machen.“ Es fällt mir schwer. War das das Ende unserer Freundschaft? Ein leeres Buch liegt auf einem Tisch, es wird beleuchtet. Es hat den Anschein, es sei leer. Nur wenn man länger auf das weiße Papier blickt, kann man handschriftlich geschriebene Texte entstehen sehen. Diese sind im Laufe der letzten 14 Jahre entstanden. Ein Briefwechsel zwischen ihr und mir.
*1994 in Bruck/Mur (AT), Zeitbasierte und Interaktive Medien
Antonia Repec
Bleibende Spuren. Unterwegs am Jakobsweg
Bleibende Spuren ist eine Auseinandersetzung mit Begegnungen und Momenten hinterlassener abstrakter Spuren, denen die Künstlerin am Jakobsweg begegnete. Die flüchtigen Spuren, die im Moment der Aufnahme am Weg zu finden waren, sind Spuren eines kurzen Augenblicks – der Wind verweht sie wieder, der Regen verwischt sie, oder neue Spuren weiterer Pilger hinterließen bleibende Eindrücke. Elf der gezeigten zwölf Fotografien sind monochrome Bromöldrucke, die durch ihren speziellen Herstellungsprozess metaphorisch auf die Eindrücke und Auswirkungen verweisen, die diese Reise hinterließ.
*1988 in Zagreb (HR), Visuelle Kommunikation
Ayumu Nagamatsu
Leaves
Leaves ist eine Installation, die aus Grafiken, in Echtzeit gerendert, auf einem Bildschirm und einer Zeitleiste auf einem Smartphone-Displays besteht.
Die Installation führt eine Anwendung aus, die die Anzahl von Todesfällen durch Selbstmord und Psychosen von weltweit von der WHO zusammengetragenen Sterbestatistiken extrahiert und sie auf einem Kreiskoordinatensystem visualisiert. Diese Arbeit abstrahiert weltweite Selbstmorde als Partikel und eine Kugel in einem Drahtgittermodell auf einem Bildschirm. Die Details werden auf einer Timeline angezeigt, die jenen bekannter News Streams ähnelt.
*1989 in Tokyo (JP), Interface Cultures
Barbara Post, Rebecca Vinesse
[Eingeklammerte Zeit]
[Eingeklammerte Zeit] ist eine transmediale Installation, die sowohl Galerie, Atelier, Forschungszentrum, Dokumentation als auch Detektivbüro in sich vereint und Zeit und Raum erforscht und damit experimentiert. [Eingeklammerte Zeit] ist eine künstlerische Praxis mit sozialen und interaktiven Elementen, die als Forschungsprozesse funktionieren. Tatsächlich verortet als Karton-Modul-Gebilde (in Anlehnung an Nomadenzelte) und im Internet unter: https://timespacedetective.wixsite.com/meinewebseite. [Eingeklammerte Zeit] eröffnet einen Ort der Möglichkeiten und lädt zum Gespräch ein.
*1991 in Vöcklabruck (AT), textil.kunst.design
Daniela Poschauko
Dialog der Zufälligkeiten - Suchend
Dialog der Zufälligkeiten ist ein dreibändiges Bild-Text-Projekt in Dialogform. Drei GesprächspartnerInnen begeben sich unabhängig voneinander mit der Autorin der Arbeit in einen Dialog über von ihr zur Verfügung gestellte Bilder. Im Fokus steht dabei die unbewusste Macht, die Bilder auf ihre BetrachterInnen haben können und deren unterschiedliche Interpretationen.
*1991 in Deutschlandsberg (AT), Visuelle Kommunikation
Daniela Poschauko
Dialog der Zufälligkeiten - kleine Welt
Tanzend.
Leicht und transparent.
Wunderschön,
Diese Welt wieder mit einem guten Gefühl zu verlassen.
*1991 in Deutschlandsberg (AT), Visuelle Kommunikation
Daniela Poschauko
Dialog der Zufälligkeiten - Erinnerungen
Mitten im Herbst.
Ich bin nicht verloren, nur am umherstreifen,
sowie die Blätter.
Beobachte und warte,
lausche was andere nicht hören können.
Ich bin hier, dort und irgendwie dazwischen,
mal gehend, mal fliegend.
Danke aber nein,
ich bin nicht verloren, nur am umherstreifen.
*1991 in Deutschlandsberg (AT), Visuelle Kommunikation
Domas Schwarz
Wachstropf
Wachstropf will auf die Schönheit natürlicher Vorgänge und die Vergänglichkeit unserer gewohnten Umweltzustände hinweisen und eine Art Metapher für die Werke unserer Welt darstellen – sowohl von der Natur als auch von Menschenhand erzeugt. Zapfen aus Wachs, durch eine Glühbirne erhitzt, schmelzen beim erneuten Eintauchen, um bei Auftauchen wieder als Zapfen heranzuwachsen. Wachstropf symbolisiert so Zerstörung oder Transformation in einen früheren oder neuen Zustand und erlaubt neue Entfaltungsmöglichkeiten.
*1991 in Linz (AT), Zeitbasierte Medien
Fatemeh Naderi
Life Code (){
Life Code (){ ist eine generative Typografie für ein digitales Gedichtbuch, das ursprünglich von dem persischen Astronomen, Mathematiker, Dichter und Philosophen Omar Khayyam (1048 – 1131) stammt. Fatemeh Naderi entwickelte eine generative Typographie, dessen programmierte Bilder eine Art Atmosphäre zu dem alten Gedichtbuch bilden. Life Code (){ untersucht Codes im digitalen Kunstraum auf Basis vom Programmieren als Sprache des 21. Jahrhunderts.
*1981 in Esfahan (IR), Visuelle Kommunikation
Fatma Nur Özoğul
Time Collapse
Time Collapse ist eine Sammlung konzeptueller Experimente mit Klangkunst, Installation, Performance und Intervention im öffentlichen Raum. Das Projekt versucht, verschiedene persönliche Ausdrucksformen mit untertitelten Konzepten zu verbinden und dabei auf viele verschiedene Untersuchungen, Aspekte und Auffassungen von Zeit hinzuweisen. Die Installation wurde von wissenschaftlichen Untersuchungen über Zeit, von Zeitreisen und von Raum- und Zeitwahrnehmung inspiriert und fokussiert sich auf das Überspringen von Zeit, das Vor- und Zurückgehen in der Zeit, das langsame oder schnelle Vergehen und Nicht-Vergehen der Zeit und die menschliche Wahrnehmung von Zeit im Gegensatz zu wissenschaftlichen Auffassungen. Time Collapse besteht auch aus verschiedenen Uhren, die so manipuliert wurden, dass die Zeiger sich zurückdrehen, mit verschiedenen Geschwindigkeiten drehen oder Uhrzeiten überspringen, um den BeobachterInnen so verschiedene Zeitempfindungen in verschiedenen Umfeldern zu vermitteln.
*1990 in Nikosia (CY), Plastische Konzeptionen / Keramik
Fatma Nur Özoğul
Green Line Attempts, #time machine
Im September 2016 beschloss das türkisch-zypriotische Parlament, dem Vorbild der Türkei zu folgen und bei der Sommerzeit zu bleiben, anstatt auf die Winterzeit umzustellen. So blieb die halbe Insel eine Stunde vor den griechisch-zypriotischen Landsmännern auf der anderen Seite, die am 31. Oktober 2016 zur Winterzeit wechselten. Der Zeitunterschied wurde zu einer weiteren Dimension der Trennung in Europas letztem geteilten Land. Während der „Zeittrennung“ folgten die Bewohner von Pyla (dem einzigen von Zivilisten bewohnten Dorf in der UNO-Pufferzone) und Nikosia (der geteilten Hauptstadt beider Seiten) zwei verschiedenen Zeitzonen oder auch gar keiner. Sie feierten Neujahr zweimal mit einer Stunde Zeitverzögerung auf beiden Seiten und innerhalb der Pufferzone. Green Line Attempts, #time machine rekonstruiert die unangenehmen Auswirkungen politischer Entscheidungen und versucht gleichzeitig, auf die unbemerkten Probleme, die verschiedenen Aspekte des Alltags, die Regelmäßigkeiten und Unregelmäßigkeiten der Gesellschaften aufmerksam zu machen. 2016 wurde die Grenzlinie von den Einheimischen aufgrund des Zeitunterschieds „Zeitmaschine“ genannt.
*1990 in Nikosia (CY), Plastische Konzeptionen / Keramik
Fatma Nur Özoğul
Safe-O-Mat
Viele Dinge brauchen Zeit, und Zeit war Momos einzige Form von Reichtum. Die Installation Safe-O-Mat ist inspiriert von Michael Endes Fantasieroman Momo oder Die seltsame Geschichte von den Zeit-Dieben und von dem Kind, das den Menschen die gestohlene Zeit zurückbrachte. Im Roman wird mit der Ankunft der grauen Herren das Tagträumen und Zeitverschwenden fast als Straftat angesehen. „Pool“ ist heutzutage aber einer der besten Orte, um seine Zeit zu verbringen. Die Zeit-Diebe versuchen, unsere wertvolle Zeit zu stehlen. Safe-O-Mat ist ein sicherer Raum, wo man seine Zeit sparen und nach Lust und Laune verschwenden kann.
*1990 in Nikosia (CY), Plastische Konzeptionen / Keramik
Gabriela Gordillo
Arrhythmia
Arrhythmia ist eine partizipative Tonspur aus Alltagsrhythmen. BesucherInnen sind eingeladen, über eine Zeichnungsoberfläche einen Tageszyklus zu zeichnen, der die zeitlichen Parameter einer Aktivität (Schlafen, Arbeit, Essen, Träumen) in einem Zyklus von 24 Stunden repräsentiert. Wenn man die Zeichnung unter eine Kameralinse legt, wird sie zu einem als melodische Einheit interpretierten Marker, der als konstanter Takt seinen eigenen Rhythmus festlegt. Die Tonspur repräsentiert die Beständigkeit der Vergangenheit und das mögliche Zusammenlaufen aller realisierten Rhythmen.
*1986 in Mexico City (MEX), Interface Cultures
Hana Oprešnik
Memories – 2014
Memories – 2014 ist ein Fotoprojekt, das sich mit Erinnerungen beschäftigt: Dinge, die vor achtzig Jahren banal erschienen, haben heute etwas Magisches. Besonders Briefe und Postkarten sind faszinierend, weil sie damals gewöhnlicher Brauch waren und heute als romantisch wahrgenommen werden. Menschen in alten Briefen und Fotos scheinen weit entfernt von der Gegenwart. Um eine Verbindung zu diesen alltäglichen Ereignissen der Vergangenheit zu finden, besuchte ich die Adressen von Postkarten in Linz. Diese alten Postkarten sind ein Zugang zu jemandes Privatleben, und diese Menschen würden es wahrscheinlich nicht schätzen, dass jemand im Jahr 2014 ihre persönlichen Briefe liest. Und dennoch findet man heutzutage auf Flohmärkten zahllose alte Fotos und Briefe. Wann ist genug Zeit vergangen, dass ein privater Brief zur Ware für den Flohmarkt wird? Wird meine private Post in hundert Jahren für jemanden interessant sein?
*1983 in Graz (AT), Visuelle Kommunikation
Heike Schnotale
Zeit I
Zeit I thematisiert die Nicht-Sichtbarkeit und -Fassbarkeit von Zeit und ihren Einfluss, den sie auf unser Leben hat. Zeit aber zeigt sich anhand von Veränderungen und hinterlässt ihre Spuren auf Papier und in der Chemie. Mittels eines Entwicklungsprozesses in der Dunkelkammer lässt sich Zeit sichtbar machen und ein Bild entstehen, das die Zeit gezeichnet hat. Zeit I ist eine Momentaufnahme, die versucht, einen Jetzt-Zustand einzufrieren wie ein Portrait von Zeit selbst.
*1990 in Friedrichroda (DE), Visuelle Kommunikation
Helena Detsch
Zeit als Zeitgeist der heutigen westlichen Gesellschaft
Junge Menschen widmen der Selbstinszenierung viel Zeit im virtuellen Raum, wobei die individuelle Persönlichkeit durch eine äußerliche Oberflächlichkeit ersetzt wird. Resultat ist eine allgemeine Entfremdung bei immer größerer Vernetzung.
Als kollektives Unbewusstsein bezeichne ich marginal in den öffentlichen Medien vertretene, aber doch alltägliche und daher für die offizielle Aufarbeitung relevante Themen - oft sind das aus der Konsum- und Wachstumsgesellschaft entstehende Probleme wie der Umgang mit Tieren als Ware. Die Phänomene sind brisant und werden durch die immense Flut medialer Berichte vielschichtig überlagert. Das bewirkt eine Ablenkung und Zerstreuung, die eine politische Fokussierung unmöglich macht. Die Fülle an gleichzeitig zugänglichen Informationen kann so als Vorteil und Nachteil gesehen werden.
*1992 in München (DE), Malerei & Grafik
Helena Detsch
Zeit als Abfolge vergänglicher, flüchtiger Momente
Zeit als Abfolge vergänglicher, flüchtiger Momente ist eine Serie, die sich der Flüchtigkeit von Momenten widmet, deren Gleichzeitigkeit bzw. dem Übergang von einem Moment in den nächsten und die damit einhergehende Unwiederbringlichkeit aller vergangenen Augenblicke. Inspiriert wurde die Arbeit durch die intensive Auseinandersetzung der Künstlerin mit der Philosophie des Existenzialismus von Jean-Paul Sartre und Albert Camus.
*1992 in München (DE), Painting & Graphic Art
Isabel Erlebach
HK motion | picture
Hongkong ist eine extrem dicht besiedelte Stadt, die sich ständig verändert und in der dennoch die alte traditionelle Chinesische Kultur wie in kaum einer anderen vergleichbaren Metropole lebendig erhalten bleibt. Diese Dualität galt es, in HK motion | picture spürbar zu machen. Diese Arbeit zeigt Szenen aus Hongkong als 4-Farb-Siebdruck (CMYK), wobei hier je ein Farbkanal von vier verschiedenen Video-Stills über den nächsten gedruckt wurde. Durch die starre Kamera und die teilweise bewegte Szenerie ergibt sich seine besondere Ästhetik: Die unbewegten Bereiche des Bildes sind „farbrichtig“ dargestellt, während die bewegten Bereiche nur in einzelnen Kanälen sichtbar sind. Mehrere Momente lassen sich so in ein und demselben Bild festhalten und einen Ablauf darstellen, der die Dualität von Bewegung und Stillstand spiegelt.
*1989 in Linz (AT), Visuelle Kommunikation
Jens Vetter
Netz
Mit Netz analysiert der Künstler ein Spinnennetz als Konstruktion, die von der Spinne für die Jagd genutzt wird. As Metapher steht es für Netzwerke, Zugang, Entwicklung, aber auch für eine Falle, Verwirrung, Lähmung und Verhinderung. In der Mythologie und der Traumdeutung gehört es zum menschlichen Unterbewusstsein. In der Installation Netz ist ein Netz aus elastischen Gummischläuchen quer über den Raum gespannt. In der Mitte des Netzes ist ein Lautsprecher befestigt. Wenn man das Netz berührt oder dehnt, entsteht in Echtzeit ein digitales Geräusch, das vom Lautsprecher wiedergegeben wird.
*1980 in Großröhrsdorf (DE), Interface Cultures
Jisu Jeong
Ein Tagebuch
Ein Tagebuch ist an das eigentliche Tagebuch der Künstlerin angelehnt, wobei es jedoch gestickt ist und drei Texte präsentiert, die zugleich Zeit- und Kulturreisen erzählen. Der Prozess des Stickens füllt erneut eigene Zeit in die Produktion, der Faden ist Metapher der Erinnerung an Freunde und Familie. Die Texte wurden ohne Korrektur aus dem Koreanischen ins Deutsche übersetzt. Diese Texte zeugen von der Gegenwart der Künstlerin in einem fremden Land.
*1994 in Daejeon (KR), Experimentelle Gestaltung
Johannes Wernicke
POLYUS
POLYUS ist eine ungerichtete Lautsprecherbox mit der Fähigkeit, an spezifischen Orten eine endlose Zahl virtueller Tonquellen zu erzeugen. ZuseherInnen erleben eine eindringliche Erfahrung, wenn sie von dem virtuellen Schallumfeld umgeben sind. Wenn POLYUS in offenen Räumen eingesetzt wird, sind bestimmte Geräusche nur von sich an speziellen Stellen befindenden BeobachterInnen zu hören, während jene an anderen Stellen völlig unterschiedliche Töne hören. Diese Funktion könnte in öffentlichen Räumen als akustisches Warn- oder Leitsystem genutzt werden und so die Notwendigkeit mehrfach montierter Lautsprecher beseitigen. Sie hat auch den Vorteil, dass sie die Position der virtuellen Tonquellen augenblicklich dorthin verlagern kann, wo sie gebraucht werden. POLYUS nutzt einen Richtungslautsprecher, um Töne abzuspielen, die dann von einer ovalen, sich mit hoher Geschwindigkeit drehenden Platte reflektiert werden – ähnlich einem Leslie-Laustprecher.
*1991 in Brüssel (BE), Interface Cultures
Judith Reintke
Schwarzlochtheorien von Schnegeln und Schnecken
Schwarzlochtheorien von Schnegeln und Schnecken ist eine dreiteilige experimentelle Arbeit:
1. Schnecken gleiten in einer konischen Röhre aus Keramik ihrer Wege. Die Röhre ist innen mit tiefschwarzem Papier ausgelegt, auf dem glitzernde Schleimspuren sichtbar werden. Die Röhre wird ohne Schnecken gezeigt.
2. Das Schneckengleiten ist als Videoarbeit festgehalten. Im Gegenlicht sind Bewegungen der Schnecken als sich verformende Schattenfiguren zu sehen – vor dem Hintergrund des Lichtes am Ende des Tunnels.
3. Ungefähr fünf bis sechs bereits von Schnecken bereiste Papiere werden als zweidimensionale Bilder gezeigt.
*1982 in Vilsbiburg (DE), Plastische Konzeptionen / Keramik
Julia Singer
Papier.Regen.Stein.
„Steter Tropfen höhlt den Stein“ ist eine Frage der Geduld. Und neue Ideen brauchen auch Geduld, selbst dann, wenn sie aus alten Techniken entstehen. Immer ist es auch ein Weg ins Ungewisse: Was wird geschehen, was sich verändern, was bleiben? Voller Neugierde möchte man dann der Geduld hinterherrufen: „Verschwinde!“, weil das Ergebnis kaum erwartet werden kann. Doch so scheinbar träge wie diese Steine in Farbe und Form auch sein mögen, so wertvoll ist dieses Sich-Zeit-Nehmen für Veränderung, dieses Warten-müssen und Geduldig-sein. Denn letztendlich bringen sie ja doch Neues mit sich. Und das kann oft ein blaues Wunder bedeuten. Ein Text über die Arbeit Papier.Regen.Stein. von Kea Laure.
*1991 in Hartberg (AT), Visuelle Kommunikation
Karoline Pöhn
Square-Knit
Mit dem Projekt Square-Knit findet eine Auseinandersetzung zwischen dem Zwiespalt von Datensammlung und persönlicher Datensicherheit statt mit dem Versuch, dieses schwer zu fassende Thema begreifbar zu machen. Auf eine gestrickte rechteckige Basis werden persönliche Big Data (in Form von GPS-Koordinaten, die ohne
aktives Zutun generiert wurden) übertragen und als Design-Elemente genutzt. Die Daten geben die Positionen für Arm- und Halsausschnitte vor und erzeugen so individuelle Drapagen für das jeweilige Kleidungsstück.
*1987 in Schärding (AT), Fashion & Technology
Katharina Buschek
Pose
Die Auseinandersetzung mit Bewegung und Stillstand resultiert bei der Installation Pose in einem körperlichen Zustand, einer Haltung oder Attitüde. Dabei wird gleichzeitig ein neuer Zustand erzeugt, der zur dargestellten Pose in Kontrast steht, da der Mensch als formbares Material Einschränkungen unterworfen ist. Die Objekte der Konstruktion ermöglichen den BenutzerInnen das Verharren in einer bestimmten Haltung. Die gezeigten Körperpositionen stellen den Körper als eine Art Freeze, Still oder Schnappschuss in einer Bewegung dar. Der Wechsel zwischen Körperspannung und Entspannung in Abbildungen von Siegenden zeigt deren künstliche, manieristische Pose. Die medial vertrauten Körperhaltungen stehen im Spannungsfeld zwischen Inszenierung und emotionaler Spontanität, die Fotografien selbst zwischen Bewegung und Stillstand. Bewegung als selbstverständlicher Zustand des Menschen und Stillstand – hervorgerufen durch die technischen Möglichkeiten der Fotografie. Die RezipientInnen werden in einem performativen Akt gleichermaßen zu Bewunderten und BewunderInnen, zu passiven Objekten und aktiven BetrachterInnen.
*1975 in Linz (AT), Experimentelle Gestaltung
Katharina Gruber
A light-driven standstil
A light-driven standstil investigates the dynamic relationship between movement and standstill. The video installation uses chronophotographies by Eadweard Muybridge (1830-1904), a pioneer of photo technology. Muybridge is considered one of the most important practitioners of an early form of chronophotography, in which he used high-speed exposures to analyze sequences of movements. When these still photographs – that minimally differ from one another – are displayed in rapid-fire succession, the persistence of vision phenomenon creates the illusion of motion. This is the essence of motion pictures. In the installation, chronophotographs by Muybridge are superimposed at the correct linear spacing so that the entire sequence of movements is visible all at once. Using only a beamer to project light onto the photographs creates an animation effect, whereby the movement is fluid and, at the same time, can be viewed statically.
*1990 in Korneuburg (AT), Zeitbasierte und Interaktive Medien
Kevan Croton
Future Cosmology
The Future Cosmology ist ein ursprünglicher Klang. Die Geräusche, die ich für mein Stück verwendete, wurden von Laser-Interferometer Gravitationswellen-Observatorien (LIGO) veröffentlicht, nachdem die Ur-Gravitationswellen entdeckt und analysiert wurden. So wurde zum Beispiel festgestellt, dass sich vor 1.300.000.000 Jahren zwei schwarze Löcher in Spiralen bewegten, kollidierten und in einer verheerenden Explosion verschmolzen. Wir haben die Ära der Gravitationswellen betreten. Licht hat in der Astronomie seinen Glanz verloren.
*1967 in Bangkok (TH), Interface Cultures
Kevan Croton
So Twentieth Century
They were So Twentieth Century [Sie waren so zwanzigstes Jahrhundert]:
Nun seid ihr Jungen einundzwanzig.
Es ist für mich schon an der Zeit, die Bühne zu verlassen.
Aber ihr habt erst angefangen.
Wir sind so zwanzigstes Jahrhundert.
Jetzt bist du einundzwanzig, es ist Zeit, eine neue Seite aufzuschlagen.
Verbring deine verbleibenden Stunden nicht mit Wirbel und Alexie.
*1967 in Bangkok (TH), Interface Cultures
Kevan Croton
Jetzt Für Immer
Die Vorstellung von Zeit ist ein bloßer Widerspruch. Eine Zukunft, die von der Vergangenheit davonfliegt. Du bist jetzt für immer. Du bist für immer genau jetzt.
*1967 in Bangkok (TH), Interface Cultures
Lisbeth Richter
Ohne Titel
Das Kleid entstand zum Thema Materialexperimente. Ausgangspunkt war ein im Ofen vergessener und dadurch verfaulter Auflauf, dessen Ästhetik zur Entwicklung des eingesetzten Material führte, um diesem Faulungsprozess optisch nahe zu kommen. Wichtig dabei war, „Zutaten“ zu verwenden, die selbst natürlich bzw. essbar sind, damit das Material auch selbst Zerfall- u. Verwesungsprozessen ausgesetzt war. Das fertige Kleid ist biologisch abbaubar (außer dem Reißverschluss), essbar und wasserbeständig.
*1998 in Chemnitz (DE), Fashion & Technology
Markus Burgstaller
Telefunken digitale 201
Für Telefunken digitale 201 wurden 60 bearbeitete Standbilder eines Youtube-Videos manuell auf den Klappzahlenmechanismus von analogen Radioweckern übertragen. Anstelle der Uhrzeit sind mit acht Flippplättchen pro Sekunde nun die Bewegungsmuster von Hürdenläufern in Zeitlupe und Endlosschleife zu sehen (David Wittighofer). Telefunken digitale 201 versucht die beiden Komponenten von Time and Motion Studies, die als eine Kombination aus Frederick W. Taylors Zeitstudien und Frank & Lillian Gilbreths Bewegungsstudien um 1910 entstanden, zu verbinden mit dem Ziel, eine Standardzeit festzulegen: Die Zeitersparnis durch die „einzig richtige Arbeitsbewegung“ und den „einzig richtigen standardisierten Arbeitsablauf“ visualisiert. Übertragen auf die aktuelle Zeit manifestiert sich diese Entwicklung in den Idealen des neoliberalen Diktums: Ständige Abruf- bzw. Einsatzbereitschaft sowie die Forderung nach maximaler Leistung bei fortwährender Selbstoptimierung des Individuums.
*1970 in Linz (AT), Experimentelle Gestaltung
Michael Ehrenbrandtner
Unsere Zeit
Unsere Zeit beschäftigt sich mit vier konträren Zeitaspekten, die eng mit der Entwicklung moderner Arbeitswelten und Gesellschaftsstrukturen einhergehen. Anhand von abstrakten Skizzen und Bildwelten werden Umgang und Gewichtung zwischen Zeit und Geld, natürlich und künstlich, Fremdzeit und Eigenzeit, Beschleunigung und Stillstand und zwischen Effizienz und Verschwendung überprüft, in Frage gestellt, bearbeitet und visuell interpretiert. Die entstandenen künstlerischen Interpretationen sind auf 50 Zeitkarten abgebildet und mit philosophischen Texten ergänzt.
*1983 in Linz (AT), Visuelle Kommunikation
Michaela Leeb-Dojak
zeit.text.gewebe
zeit.text.gewebe ist ein am Flachwebstuhl entstandenes Objekt, bei dem eine aufgezogene Kette per Hand beschrieben wird. Der Text entwickelt sich von unten nach oben und baut sich dabei schrittweise auf. Nach und nach werden die Schussfäden eingetragen. Durch den Eintrag verändert sich das Geschriebene, bleibt jedoch lesbar. Zwei Texte – aus einem Kinderbuch und ein wissenschaftlicher Text zur Zeit – werden miteinander verwoben. Die Arbeit läuft in beschriebenen Kettfäden aus, die Enden bleiben offen.
*1977 in Linz (AT), textil.kunst.design
Mihaela Kavdanska, Dilmana Yordanova
Spaces Alive.01
Der Bogen ist ein Tor zur Geburt einer neuen Erfahrung. Eine Tür der Zeit. In Spaces Alive.01 wird der Bogen ständig neu zusammengesetzt und kontextualisiert. Jeder Bogen spielt eine Rolle beim Schaffen einer Erfahrung für die KünstlerInnen wie für das Publikum. Der erste Bogen, den das Publikum im Ausstellungsraum betritt, ist Zeuge der Vergangenheit und Träger der Erinnerung. Er ist ein inspirierendes, ortsspezifisches Element, das den inneren vom äußeren Raum physisch wie symbolisch trennt und einen Energiefluss dazwischen ermöglicht. Er wird ein Tor, durch das der Besucher zum zweiten Bogen angezogen wird. Dieser ist auf dem Boden. Er zeigt einen Umriss, umgrenzt einen Raum und bietet einen Zusammenhang für die bevorstehende Schöpfung. Ähnlich einer Gebärmutter beherbergt er eine performative Präsenz, die es ihm erlaubt, aufzustehen, sich zu entwickeln und auf eine tiefe, transformative Reise zu gehen. Vom Fundament des zweiten Bogens erhebt sich der dritte. Senkrecht, klar, stabil und weiß. Ein bogenförmiger Bildschirm reflektiert die performative Szene metaphorisch. Die Form ist dafür entworfen, das Erlebnis zu verstärken und einen räumlich-architektonischen Kontext zu bieten. So kann sich der performative Raum nach oben entwickeln. Die Beziehung zwischen den beiden Bögen ist harmonisch wie die eines Objekts und seines Schattens. Abhängig vom Blickwinkel kann eine optische Illusion die Frage aufwerfen, welcher Bogen das Objekt ist und welcher der Schatten. Der Künstler ist eingeladen, diesen von den zwei Bögen geschaffenen, organisch verbundenen Raum zu erkunden. Die ihn umgebende fließende, atmosphärische Klangsphäre bereichert die Geschichte. Alle Elemente verschmelzen, um dem Künstler das Schaffen einer einzigartigen Erfahrung zu ermöglichen, die sich im vierten Bogen spiegelt. Dieser reflektiert, was im performativen Raum geschieht. Die Realität und die erweiterte Realität sind ständig verbunden. Der letzte Bereich erzeugt eine andere Dimension, die – manchmal erkennbar – wie eine abstrakte Spur erscheint. Eine Ansammlung lebendiger digitaler Partikel, die aus der Erscheinung und den Bewegungen des Künstlers/der Künstlerin entstehen und mit dem Licht auf den Ziegelwänden des Raums verschmelzen. Die gesamte Installation wird ein lebendiger Raum, geschaffen aus miteinander verbundenen Wirklichkeiten, die unaufhörlich Erinnerungen erzeugen und neu arrangieren.
*1976 in Blagoevgrad (BG), Interface Cultures
Nica Junker
The beauty of the lingering time
The beauty of the lingering time beschäftigt sich mit Erinnerungen und der Zeitwahrnehmung und dem persönlichen Gefühl der Künstlerin zur Zeitwahrnehmung, die sie mittels ihrer fotografischen Arbeit visualisierte. Entstanden ist die Dekonstruktion eines Zeitflusses der Kausalitäten, wie er aus Modellen bekannt ist, die aufgrund einer Doppelbelichtung ein neues Zeitkonzept entstehen ließ: „...das Verweilen, Verharren, aber auch Erinnern, „Zurückgehen in der Zeit“ , das/ein Aufblitzen von früheren Bildern, ein unbestimmtes Verankert-sein im Irgendwo“ (Isabella Berr, 2016)
*1975 in St. Ingbert (DE), PhD Kulturwissenschaft
Or Wolf
MusicalCalendar
Die Installation MusicalCalendar beschäftigt sich mit der Verbindung der digitalen mit der analogen Welt vor dem Hintergrund persönlicher Daten. Das Projekt beinhaltet eine digitale Schnittstelle, die persönliche Merkmale aufnimmt und damit einen individuellen Kalender erzeugt. Diese Daten kommen als Punkte auf einen Papierstreifen einer Spieluhr und werden in Melodie und Bilder übersetzt. Die Verbindung von digital und analog schafft eine neue Wahrnehmung alltäglicher Oberflächen wie etwa eines Kalenders. Persönliche Daten einer beliebigen Person erhalten eine neue Deutung in Bezug auf Lebensstil, Termine und Ereignisse und je nach Daten unterscheidet sich das Ergebnis von einer Person zur anderen.
*1985 in Hadera (IL), Interface Cultures
Parisa Ghasemi, Ashkan Nematian
Residency
Residency erzählt über das Trauma von vier TänzerInnen aus vier verschiedenen Ländern während eine Tanz-Resideny in Österreich – die Hauptdarstellerin Marie fühlt sich manchmal während des Tanzes in einen Traum zurückversetzt, in dem sie schreckliche Kindheitserlebnisse einholen. Dies führt zu Konflikten innerhalb der gesamten Gruppe bis sie einen psychischen Zusammenbruch erleidet und die Residency abbricht. Residency ist angelehnt an die Geschichte von Marie Van Goethem, einer Ballerina des Pariser Opern-Balletts. Sie war Edgar Degas’ Modell für die Statue Kleine vierzehnjährige Tänzerin. Residency versucht nun Edgar Degas’ Marie als Erwachsene in einer ähnlichen Situation zu realisieren.
*1987 in Arak (IR), Zeitbasierte Medien, *1988 in Arak (IR), Zeitbasierte und Interaktive Medien
Rainer Grilberger
Noch ohne Titel
„Installativ-formale Rauminterventionen sind das Um- und Auf von Rainer Grilberger. Immer den Betrachter in einer Erwartungshaltung haltend, versteht er scheinbar funktionalen Gerätschaften den Eindruck des Wartens zu vermitteln. Ähnlich wie Paul Kirchner in seiner bekannten Comic-Serie The Bus Stop wird hier die zentrale Thematik des Wartens künstlerisch und spielerisch in eine Materialästhetik der höchsten Münze umgeprägt, sodass die Topologie des Nicht-Raumes um eine weitere Ebene sich zu erweitern verstehen vermag. Kommend und wartend werden sie da sein, zum Schauen und Staunen. Doch warte! Nur wartend werden sie nicht Raunen.“ Matthias Tremmel
*1988 in Linz (AT), Plastische Konzeptionen / Keramik
Ruth Größwang
2 Sekunden
Bewegt sich nun die Zeit vorbei am Menschen? Oder ist es doch der Mensch, der entlang der Konstante Zeit wandert. In meiner Arbeit habe ich versucht, den Menschen als sich ständig wandelndes Wesen darzustellen. Dabei habe ich einen Zeitrahmen von zwei Sekunden gewählt, in dem sich der Kopf von links nach rechts neigt. Durch das Wegfallen der Konturen soll eine flüssige Bewegung entstehen.
*1996 in Ried i. Innkreis (AT), Lehramtsfächer Bildnerische Erziehung und Textiles Gestalten
Severin B. Pfaud
Raum-Zeit-Staub-Maschine
Raum-Zeit-Staub-Maschine zeigt einen durch eine Scheibe getrennten Glaskasten. Auf jeder Seite befindet sich ein Staubsauger. Einer saugt Sand an und verteilt ihn im Raum, während der zweite ihn aus der Atmosphäre aufsaugt und verteilt. Eine Zeitschaltuhr stoppt beide Maschinen bis der Sand sich wieder gelegt hat und der Prozess startet aufs Neue. Üblicherweise beschreibt die Zeit Abläufe, die in eine eindeutige unumkehrbare Richtung verlaufen. Raum-Zeit-Staub-Maschine stellt diesen Prozess in einem Kreislauf dar und führt ihn ad absurdum. Das Sandkorn als Metapher für erdgeschichtliche Zeitzyklen wird ähnlich dem Prinzip einer Sanduhr zerstäubt und kommt in einer Ruhe- und Wartephase zum Stillstand.
*1984 in Starnberg (DE), Plastische Konzeptionen / Keramik
Sophia Krayc
Zeit als Verfall
Zwei Glasnegative, die offensichtlich in kurzen Abständen nacheinander aufgenommen wurden, zeigen dieselbe Gruppe von Erwachsenen. Für Zeit als Verfall wurden aus den beiden Bildern jeweils quadratische Einzelbilder der Gesichter der einzelnen Personen herausgefiltert und gegenübergestellt. Da beide sehr unterschiedlich stark vom Verfall durch die Zeit gezeichnet sind, wird die Diskrepanz, gepaart mit der Anonymität und der Fremdheit der gezeigten Personen, zum Spannungsfeld für BetrachterInnen, das die Immanenz von Tod, Vergänglichkeit und Zerfall in jeder Fotografie hervorbringt. Was, wenn die Bilder, die wichtige Zeitpunkte unseres Lebens zeigen, sich auflösen – zerfallen unsere Erinnerungen dann auch?
*1996 in Rottenmann (AT), Grafik-Design und Fotografie
Sophia Wäger
Oma ist jetzt ein Engel
Oma ist jetzt ein Engel ist ein Kinderbuch zum Thema Tod und Trauer. Dieses Kinder- und Trauerbegleitbuch unterstützt Familien und ErzieherInnen dabei, ein behutsames und doch offenes Gespräch über solch ein Tabuthema zu führen.
*1995 in Hohenems (AT), Visuelle Kommunikation
Sophie Danzer
Andere Räume
Sophie Danzer verhandelt mit Andere Räume den Augenblick, in dem alle beteiligten Gegenstände und Subjekte ihren aussagekräftigsten und zugleich aussageschwächsten Moment haben. Jenen zur Ruhe gekommenen Zeitpunkt, der wirkt, als hätte man die Pausetaste gedrückt. In einer solchen Situation entsteht das Gefühl des Warten-Müssens, Atmosphären, die der Künstlerin Inspiration und Ziel ihrer Arbeit sind, in der sie Räume aus keramischen Installationen schafft, in denen sich durch die Materialverschiebung Surreales und Reales zusammenbringen lassen. Man kennt diese banalen angenehmen Begebenheiten, die einem aus dem normalen Zeitverständnis hinauswerfen, aber einen daraufhin in der Luft hängen lassen, da sie so flüchtig sind.
*1993 in Wien (AT), Plastische Konzeptionen / Keramik
Stefan Tiefengraber
rotating lights
rotating lights ist die zweite Installation, aus der drei Arbeiten umfassenden Serie Noise / Light / Seoul. Die kinetische Installation besteht aus fünf für Korea typischen Beleuchtungskörpern, die durch ihr grelles Licht aus allen vier Leuchtstoffröhren zusammengesetzt sind. Die Leuchten sind zu einem rotierenden System verbunden. Angetrieben von Motoren drehen sich die Lampen zunächst langsam, bis die Rotation kontinuierlich schneller wird, sich bis zur maximalen Geschwindigkeit steigert und nur mehr Lichtkreise zu erkennen sind. Am Höhepunkt wird der Strom ausgeschaltet – das Licht erlischt und die Motoren laufen aus. Die BetrachterInnen bleiben im stillen und dunklen Raum zurück, bis die Lichter wieder angehen und die Steigerung von Neuem beginnt.
*1982 in Baden bei Wien (AT), Interface Cultures
Stephanie Edelhofer
Ohne Titel
Ein Material zu entwickeln, das in starkem Kontrast zur traditionellen Anwendung steht, war Grundidee für die Arbeit mit Gips. Einzelne Fäden, aus Krinoline gezogen, bilden eine Art Gitter, das durch flüssigen Formgips Bindungspunkte erhält und dadurch ein neues Gesamtbild ergibt. Trägt man das entstandene Gewebe am Körper, so entstehen je nach Art und Umfang der Bewegungen Klänge. Um diese Töne einzufangen, wurde die Tänzerin Jungin Lee – während ihrer Performance mit dem Kleid – gebeten, Begriffe wie Zerbrechlichkeit, Fragilität und Fragmentierung tänzerisch zum Ausdruck zu bringen.
*1995 in Stockerau (AT), Fashion & Technology
Theresa Ulrike Cellnigg
Erinnerte Spuren
Erinnerte Spuren versucht über die Malerei in die Vergangenheit der Autorin einzutauchen, sie zu erkunden und Fragen zu stellen wie: Warum merkt man sich etwas, anderes nicht? Welches Ereignis wird so besonders, dass es für immer bleibt? Was hinterlässt Spuren in uns, und was macht uns zu dem, was wir sind? Mögliche Antworten sind: Die Erinnerung ist eine Sammlung aller bisher aufgenommenen Eindrücke. Ohne die Erinnerungen wären wir nicht wir.
*1992 in Linz (AT), Malerei & Grafik
Victoria Tanczos
Time and Again
Bei Time and Again handelt es sich um eine offene Serie von derzeit drei konzeptuellen Produkten, die sich mit dem Thema Zeit beschäftigt. Ein Kartenspiel in strengbunten, organischen und geometrischen Formen, eine endlos abspielbare Schallplatte mit monochromen Tönen zur Unendlichkeit und eine wandelbare Uhr zum flüchtigen Jetzt setzen sich mit den Phänomenen der linearen sowie der zyklischen Natur der Zeit auseinander.
*1988 in Linz (AT), Visuelle Kommunikation
Vildan Turalic
Herbarium temporis
Herbarium temporis beschäftigt sich mit der individuellen und kulturellen Wahrnehmung von Zeit und Erinnerung: Amorphophallus Konjac ist ein Verwandter der Titanwurz und wird aufgrund einer klaren Absonderung, die von den Blättern tropft umgangsprachlich auch als Tränenbaum bezeichnet. Einmal im Jahr treibt er ein vielgliedriges Blatt aus, das gegen Ende des Jahres abstirbt und nach einer Ruheperiode noch größer austreibt. Im Frühjahr 2015 erhielt der Künstler die Pflanze als Geschenk, nicht ahnend, dass er sie im Herbst desselben Jahres ans Sterbebett eines Familienmitglieds stellen würde. Seitdem sammelt er weiterhin jedes abgestorbene Blatt, um es als Bild zu rahmen – ein fortlaufendes Herbarium der Erinnerung und der Zeit.
*1984 in Bosanska Gradiska (SFRJ), Experimentelle Gestaltung, Lehrämter Bildnerische Erziehung und Textiles Gestalten
Vildan Turalic
mox nox
mox nox erweckt ein ehemals mechanisches System wieder zu einem antiken. Der Künstler lässt im Jahr 2010 die Nachmittagssonne von Jerez den Schatten einer ihrem Zweck enthobenen Zeigerhalterung auf das Ziffernblatt werfen.
*1984 in Bosanska Gradiska (SFRJ), Experimentelle Gestaltung, Lehrämter Bildnerische Erziehung und Textiles Gestalten
VERWENDETES BILDMATERIALCover: Foto und Arbeit von Monika Andrassik, Galerie (Absatz 0): Fotos und Arbeiten von Elisabeth Eiter emotional landscapes , Galerie (Absatz 1): Fotos und Arbeiten von Simone Einfalt Die Zeit sitzt., Galerie (Absatz 2): Fotos und Arbeiten von Sylvia Berndorfer Dunkelkammer, Galerie (Absatz 3): Fotos und Arbeiten von Aimilia Liontou Infinity Cube, Galerie (Absatz 4): Fotos und Arbeiten von Angelika Wonisch Tabula Rasa, Galerie (Absatz 5): Fotos und Arbeiten von Antonia Repec Bleibende Spuren. Unterwegs am Jakobsweg, Galerie (Absatz 6): Fotos und Arbeiten von Ayumu Nagamatsu Leaves, Galerie (Absatz 7): Fotos und Arbeiten von Barbara Post, Rebecca Vinesse [Eingeklammerte Zeit], Galerie (Absatz 8): Fotos und Arbeiten von Daniela Poschauko Dialog der Zufälligkeiten - Suchend, Galerie (Absatz 9): Fotos und Arbeiten von Daniela Poschauko Dialog der Zufälligkeiten - kleine Welt, Galerie (Absatz 10): Fotos und Arbeiten von Daniela Poschauko Dialog der Zufälligkeiten - Erinnerungen, Galerie (Absatz 11): Fotos und Arbeiten von Domas Schwarz Wachstropf, Galerie (Absatz 12): Fotos und Arbeiten von Fatemeh Naderi Life Code (){ , Galerie (Absatz 13): Fotos und Arbeiten von Fatma Nur Özoğul Time Collapse, Galerie (Absatz 14): Fotos und Arbeiten von Fatma Nur Özoğul Green Line Attempts, #time machine, Galerie (Absatz 15): Fotos und Arbeiten von Fatma Nur Özoğul Safe-O-Mat, Galerie (Absatz 16): Fotos und Arbeiten von Gabriela Gordillo Arrhythmia, Galerie (Absatz 17): Fotos und Arbeiten von Hana Oprešnik Memories – 2014, Galerie (Absatz 18): Fotos und Arbeiten von Heike Schnotale Zeit I, Galerie (Absatz 19): Fotos und Arbeiten von Helena Detsch Zeit als Zeitgeist der heutigen westlichen Gesellschaft, Galerie (Absatz 20): Fotos und Arbeiten von Helena Detsch Zeit als Abfolge vergänglicher, flüchtiger Momente, Galerie (Absatz 21): Fotos und Arbeiten von Isabel Erlebach HK motion | picture, Galerie (Absatz 22): Fotos und Arbeiten von Jens Vetter Netz, Galerie (Absatz 23): Fotos und Arbeiten von Jisu Jeong Ein Tagebuch, Galerie (Absatz 24): Fotos und Arbeiten von Johannes Wernicke POLYUS, Galerie (Absatz 25): Fotos und Arbeiten von Judith Reintke Schwarzlochtheorien von Schnegeln und Schnecken, Galerie (Absatz 26): Fotos und Arbeiten von Julia Singer Papier.Regen.Stein., Galerie (Absatz 27): Fotos und Arbeiten von Karoline Pöhn Square-Knit, Galerie (Absatz 28): Fotos und Arbeiten von Katharina Buschek Pose, Galerie (Absatz 29): Fotos und Arbeiten von Katharina Gruber A light-driven standstil, Galerie (Absatz 30): Fotos und Arbeiten von Kevan Croton Future Cosmology, Galerie (Absatz 31): Fotos und Arbeiten von Kevan Croton So Twentieth Century, Galerie (Absatz 32): Fotos und Arbeiten von Kevan Croton Jetzt Für Immer, Galerie (Absatz 33): Fotos und Arbeiten von Lisbeth Richter Ohne Titel, Galerie (Absatz 34): Fotos und Arbeiten von Markus Burgstaller Telefunken digitale 201, Galerie (Absatz 35): Fotos und Arbeiten von Michael Ehrenbrandtner Unsere Zeit, Galerie (Absatz 36): Fotos und Arbeiten von Michaela Leeb-Dojak zeit.text.gewebe, Galerie (Absatz 37): Fotos und Arbeiten von Mihaela Kavdanska, Dilmana Yordanova Spaces Alive.01, Galerie (Absatz 38): Fotos und Arbeiten von Nica Junker The beauty of the lingering time, Galerie (Absatz 39): Fotos und Arbeiten von Or Wolf MusicalCalendar, Galerie (Absatz 40): Fotos und Arbeiten von Parisa Ghasemi, Ashkan Nematian Residency, Galerie (Absatz 41): Fotos und Arbeiten von Rainer Grilberger Noch ohne Titel, Galerie (Absatz 42): Fotos und Arbeiten von Ruth Größwang 2 Sekunden, Galerie (Absatz 43): Fotos und Arbeiten von Severin B. Pfaud Raum-Zeit-Staub-Maschine, Galerie (Absatz 44): Fotos und Arbeiten von Sophia Krayc Zeit als Verfall, Galerie (Absatz 45): Fotos und Arbeiten von Sophia Wäger Oma ist jetzt ein Engel, Galerie (Absatz 46): Fotos und Arbeiten von Sophie Danzer Andere Räume, Galerie (Absatz 47): Fotos und Arbeiten von Stefan Tiefengraber rotating lights, Galerie (Absatz 48): Fotos und Arbeiten von Stephanie Edelhofer Ohne Titel, Galerie (Absatz 49): Fotos und Arbeiten von Theresa Ulrike Cellnigg Erinnerte Spuren, Galerie (Absatz 50): Fotos und Arbeiten von Victoria Tanczos Time and Again, Galerie (Absatz 51): Fotos und Arbeiten von Vildan Turalic Herbarium temporis, Galerie (Absatz 52): Fotos und Arbeiten von Vildan Turalic mox nox
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